LISTROS KUNSTKALENDER (2004)

Der Kunstkalender "Listros – a dream in a box" ist ein Gemeinschaftsprojekt von LISTROS e.V., Ruksaldruck und der Medienagentur Dreispringer.

Dawit Shanko kam im Jahr 2003 auf die Idee, einer Gruppe von äthiopischen Schuhputzern Fotoapparate zu schicken und bat sie, ihren Arbeitsalltag zu dokumentieren. Außerdem machten sich KünstlerInnen aus aller Welt ans Werk, um - ausgehend von großformatigen Schwarz-Weiß-Fotografien - das Leben der SchuhputzerInnen visuell zu gestalten.

Das Ergebnis war ein beeindruckender Foto-Kunst-Kalender, an dem viele Menschen und Institutionen mitgewirkt haben. Hervorgegangen aus der Austellungsreihe "Listros – a dream in a box" - enthält dieses fotografisch-piktoriale Gesamtkunstwerk eine ausführliche Einleitung zum Thema Äthiopien, gefolgt von zwölf Fotographien und sechs Kunstdrucken. Alle widmen sich dem selben Thema: den äthiopischen SchuhputzerInnen und ihrem Leben auf dem staubigen Straßen der kleinen Stadt Debre Zeit in der Nähe von Addis Abeba.

Beim Durchblättern des Kalenders lernen die BetrachterInnen Menschen kennen, die von sozialem Aufstieg und Unabhängigkeit träumen, die die Schule besuchen wollen und es erst können, wenn sie das nötige Geld für Stifte und Schuluniform gespart haben. Dafür gehen sie oft schon mit zehn Jahren arbeiten, putzen Schuhe, schleifen Messer und Scheren oder hüten Vieh.      

Der Kalender dokumentiert den Alltag auf den Straßen Äthiopiens. Aber er informiert auch über Hintergründe wie den äthiopischen Tages- und Jahreszyklus, der sich vom westlichen Kalender unterscheidet. So beginnt der Tag in Äthiopien um 6 Uhr morgens und das Jahr am 11. September. Das äthiopische Jahr hat 13 Monate, was die Tourismusbranche zu dem verblüffenden Slogan veranlasste: "Ethiopia - 13 Months of Sunshine".

Hervorzuheben ist der Kontrast zwischen den Schwarz-Weiß-Fotografien und den überwiegend farbenfrohen und technisch facettenreichen Bildern der Künstler. Klaus Dennhard etwa zeigt einen lachenden Listro. Ganz anders Frank Tornow, dessen Listro gebeugt zu Boden blickt. Seine überwiegend in Schwarz und erdfarbenen Tönen gehaltene Arbeit steht in direktem Gegensatz zu der an Klimtschen Motiven orientierten Maltechnik Reinhard Stangls.

Beide Bilder markieren gegensätzliche Positionen; und doch stehen sie für das gleiche Thema, die selbe immer wiederkehrende Situation der äthiopischen Schuhputzer: Bei Tornow steht der durch seine Arbeit geknechtete Listro mit dem gekrümmten Rücken im Zentrum; bei Stangl dagegen der in einem Meer von goldgelben Lichtpunkten schwimmende Listro, der in seiner Tätigkeit aufgeht.